Warum es keinen Tannenbaum ohne Tannennadeln und keinen Naturstein ohne Natur gibt

von 22. Dez 2014Ich Denkmal laut ...

Am vergangenen Samstag stand ich beim örtlichen Christbaumverkäufer auf der Matte. Da ich mich jedes Jahr spätestens am 30.12. über die ersten fallenden Tannennadeln ärgere (mal abgesehen von der lästigen Piekserei beim Schmücken), wollte ich diesmal einen Christbaum OHNE Nadeln erstehen. Auf meinen Wunsch reagierte der gute Mann ebenso verständnisvoll wie bedauernd: Christbäume seien traditionell Nadelbäume, die naturgegeben Nadeln besäßen. Darauf habe weder er noch der Förster oder die Baumschule irgendeinen Einfluss. Die Natur sei in dieser Frage leider uneinsichtig.

Ähnliches erlebe ich auch ab und zu mit meinen Kunden. Die finden diesen einen Naturstein außergewöhnlich schön. Aber die gelbe Bänderung soll bitte in gleichmäßigen Wellen parallel zur Treppenstufenkante verlaufen. Für die andren soll es genau dieser tolle Basaltlava sein. Bloß ohne die – für diesen Basaltlava typischen – hellen Quarzeinschlüsse. Ich kann diese Wünsche nachvollziehen, aber leider nicht immer erfüllen.

Denn die Natur macht auch bei den Steinen einfach, was sie will, und das unregelmäßig, oft mit abrupt wechselnden Farb- und Mustervariationen. Bzw. sie hat es vor Zehntausenden von Jahren getan. Die Entstehung dieser Gesteine ist schon lange abgeschlossen, sehr komplex und von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängig gewesen. Das gleiche Material sieht im Steinbruch A anders aus als in B. Selbst unterschiedliche Varianten in ein- und demselben Steinbruch sind keine Seltenheit. Und eben kein Indiz für Mängel oder B-Qualität. Nicht selten ist Farbe und Maserung der Steine erst dann sicher zu bestimmen, wenn der Steinbock zu dünneren Platten aufgesägt ist.

Was wir für Sie tun können.

Selbstverständlich wollen wir soweit wie möglich Ihre Wünsche bei der Auswahl von Naturstein erfüllen. Oft besorgen wir Fotos der zur Verfügung stehenden Steinplatten, oder unser Chef fährt selbst in den Steinbruch, um möglichst passendes Material vor Ort auszusuchen.

Ebenso bieten wir an, besonders vorsortiertes Material zu beschaffen. Dies ist in der Regel mit einem erheblich höheren Aufwand unseres Lieferanten verbunden, den der verständlicherweise bezahlt haben möchte. Aber nicht immer ist all das möglich oder von Erfolg gekrönt: Sei es, dass unser Lieferant für einen Besuch zu weit weg ist oder genau der Basaltlava nur mit genau diesen hellen Quarzeinschlüssen zu bekommen ist. Dann bleibt uns und den Kunden nichts anderes übrig, als über Alternativen nachzudenken.

Naturstein: Es gibt alles, man muss nur lange genug danach suchen?

Nein. Das stimmt nicht. Wenn Sie ganz präzise Vorstellungen von dem Material für Ihr Bad haben, ist es durchaus möglich, dass die Natur bzw. der Natursteinhandel genau so einen Stein nicht im Repertoire hat, auch wenn das riesengroß ist. Oder dass zumindest die Beschaffung in keinem sinnvollen Preis-Leistungsverhältnis steht.

Glauben Sie mir ruhig, liebe Kundin, lieber Kunde: Wenn wir Ihre Wünsche bei der Steinauswahl erfüllen können, tun wir das. Aber manchmal geht’s halt einfach nicht.

Ich habe mich natürlich mit dem Nadel-Christbaum abgefunden. Den Nadelteppich werde ich großzügig übersehen, und das Schmücken übernimmt eh mein Mann. Und den stört das Gepiekse nicht.

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Über Katja Hobler

Katja Hobler probiert unheimlich gerne sich selbst und neue Dinge aus. Daher ist sie sehr dankbar, dass sie bei Natursteine Glöckner nicht nur für Strategie, Marketing und CSR zuständig ist, sondern noch für eine gute Handvoll anderer Bereiche.

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