Was Farbe Ihrem Haussockel antut….

von 6. Apr 2018Altes erhalten?

und wie Sie die wieder runter bekommen.

Bei älteren Gebäuden besteht der Sockel meist aus massivem Sandsteinmauerwerk. Der sieht nicht nur schön aus, sondern erfüllt auch eine wichtige Funktion: Er leitet nämlich aufsteigende Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk nach außen. Zumindest, wenn er darf. Oftmals haben Hausbesitzer aber in bester Absicht ihren Sandsteinsockel mit Farbe angestrichen.

Warum ist Farbe keine gute Idee und welche Schäden sind zu erwarten?

Ganz einfach: Die meisten Farben sind wasserundurchlässig. Die aufsteigende Feuchtigkeit kann also nicht mehr nach außen, weil die Farbe den Stein absperrt. Sie bewegt sich aber nach dort, wo es wärmer ist. Die möglichen Folgeschäden sind:

  1. Die Feuchtigkeit führt gelöste Salze
    mit sich. Diese können
    Farbe

    Vom Salz zerfressen: Sandstein, Putz und Farbe – alles bröckelt.

    unter der Farbschicht auskristallisieren. Dabei vergrößern sie ihr Volumen um ein Vielfaches und entwickeln eine hohe Sprengkraft. Dadurch lösen sie das Gefüge im Stein. So bilden sich Schalen, die dann unter der Farbe verborgen sind oder sich mit der Farbe lösen.

  2. Die Feuchtigkeit wandert nach oben oder nach innen. Das führt zu Salzausblühungen, Schimmel oder Feuchteflecken.

Das alles will man natürlich nicht. Deshalb ist es sinnvoll, die Farbe zu entfernen und den Sockel steinsichtig zu lassen. Über dies große Oberfläche kann die Feuchtigkeit verdunsten.

6 Möglichkeiten, die Farbe zu entfernen

  1. Heißdampf: Wir arbeiten mit dem Heißdampfverfahren Rotec. Dabei trifft bis zu 150 Grad heißer Wasserdampf auf die Farbe, elastische Farbschichten werden so aufgeweicht und können abgetragen werden. Oft gelingt die Prozedur so gut, dass man ohne Chemie auskommt. Das Verfahren ist also umweltschonend. Trotzdem verbleiben meist spröde Farbschichten.
  2. Niederdruckstrahlverfahren JOS: Bei diesem Niederdruck-Rotations-Wirbelstrahlverfahren (was für ein Wort!) kann man je nach Untergrund unterschiedliche Strahlmittel – von Quarzsand bis Walnussschalen bei einem geringen Arbeitsdruck von 0,5 bis 3 bar einsetzen. Der Einsatz von Chemie ist nicht notwendig. Hier können spröde Farbreste und Krusten entfernt werden.
  3. Mikrostrahlverfahren IBIX: Hier wird im Trockenstrahlverfahren mit einem minimalen Druck und feinem Strahlgut gearbeitet. Nicht elastische Farben und Schmutzkrusten können mit dieser Methode von empfindlichen Oberflächen entfernt werden.
  4. Chemische Abbeizer: Manchmal notwendig, doch wir setzen sie Aufgrund der möglichen Umwelt- und Gesundheitsbelastung nicht gerne ein.
  5. Steinmetzmäßiges Überarbeiten: Der Steinmetz arbeitet mit Pressluft und Spezialwerkzeug sowie mit Knüpfeln und geschmiedeten Meißeln. Diese Vorgehensweise eignet sich besonders bei dicken Farbschichten und Putzaufspachtelungen.
  6. Eine Kombination unterschiedlicher Verfahren: Zum Beispiel wird ganz häufig mit Heißdampf oder einem Strahlmittel gereinigt, während anschließend die restlichen Farbstellen handwerklich entfernt werden.

Wie wählen wir aus, welches Verfahren wir einsetzen?

Die wichtigsten Kriterien sind:

  • die Art der Farbe: Ist sie elastisch, macht der Einsatz von Strahlmittel keinen Sinn. Denn es prallt wirkungslos von der Farbe ab, während es dort, wo die Farbe schon weg ist, Schäden verursacht.
  • die Dicke des Farbanstrichs: je dicker, desto sinnvoller ist die manuelle Steinüberarbeitung. Einfach deshalb, weil alle anderen aufwändigen Verfahren viel zu lange angewendet werden müssten, bis der gewünschte Erfolg eintritt.
  • der Zustand des Sandsteins: Je weicher der Stein ist, desto behutsamer muss das Reinigungsverfahren sein.
  • Putz- oder Zementspachtelungen unter der Farbe: Dann ist eine handwerkliche Überarbeitung sinnvoll.

Als ausgesprochen hilfreich hat es sich erwiesen, eine Musterfläche anzulegen. So kann man nicht nur sicherstellen, dass das gewählte Verfahren für die spezielle Aufgabe funktioniert, man gewinnt ebenfalls einen Eindruck vom Reinigungserfolg und vom notwendigen Zeitaufwand.

Jedes Verfahren ist übrigens nur so gut wie sein Anwender. Wichtig ist Erfahrung im Umgang damit, sei es bei der Auswahl der Strahlmittel oder des richtigen Arbeitsdruckes.

Bild 1: Der Sockel ist noch dick mit Farbe gestrichen, darunter sind etliche Putzstellen verteilt.
Bild 2: Der Farbanstrich ist schon größtenteils durch handwerkliches Überarbeiten entfernt.

Von diesen Methoden raten wir ab!

  • Reinigung mit Trockeneis: Dieses „Trend“-Verfahren hat sich aus unserer Sicht nicht bewährt, weil es zu viele und zu große Schäden im Sandstein verursacht.
  • Reinigen mit zu hohem Druck: Der Fehler, den Laien am häufigsten begehen. Wenn Strahlmittel oder sogar Wasser mit zu hohem Druck auf den Sandstein treffen, wird nicht nur die Farbschicht, sondern auch die originale Steinoberfläche zerstört. Oft hinterlässt die Reinigung eine regelrechte Kraterlandschaft. Historische Oberflächen gehen unwiederbringlich verloren.
  • Nageln: eine ziemlich gewaltsame Methode, bei der die Originaloberfläche brutal und ohne Rücksicht auf Profilkanten oder historische Bearbeitungsspuren zurückgearbeitet wird. Man schafft eine “neue” Oberfläche, die stark mit Mikro-Rissen übersäht ist. Die Gefahr von Folgeschäden (Ausbrüche durch Frostsprengung und/oder Mikrobewuchs) ist groß.

Sie wollen selbst tätig werden?

Dann lassen Sie sich bitte vorab gut beraten, welches Verfahren bei Ihrem Sockel das sinnvollste ist. Auch wenn Sie vermutlich nicht die komplette Reinigung selbst übernehmen können, ist es möglich, dass Sie einzelne Arbeitsschritte übernehmen. Musterflächen sollten Sie dabei immer an einer wenig einsichtigen Stelle anlegen.

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Über Katja Hobler

Katja Hobler probiert unheimlich gerne sich selbst und neue Dinge aus. Daher ist sie sehr dankbar, dass sie bei Natursteine Glöckner nicht nur für Strategie, Marketing und CSR zuständig ist, sondern noch für eine gute Handvoll anderer Bereiche.

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